Erfahrungsbericht eines zufriedenen Sternfreundes zum 120/600mm Großfeld Refraktor - vom 23.5.2010 der bestellte Skywatcher Startravel 120/600 (Tubus mit Optik) ist bei mir angekommen. Ich konnte ihn an zwei Abenden ausgiebig testen. Dabei wurde ich von der optischen Qualität des Instruments sehr positiv überrascht (und das will etwas heißen, denn ich habe schon durch vier- und fünfzöllige Apochromate fast aller "Nobelmarken" geschaut und bin bezüglich der optischen Qualität äußerst anspruchsvoll). Natürlich ist der physikalisch bedingte Farbfehler (das sekundäre Spektrum) bei diesem kurzbrennweitigen Achromaten recht ausgeprägt. Die sphärische Korrektur des Objektivs ist aber ganz ausgezeichnet, was angesichts des großen Öffnungsverhältnisses von 1:5 eine beachtliche Leistung darstellt. Es ist einfach unglaublich, welche Einzelheiten ich mit diesem Kometensucher bei 200-facher (!) Vergrößerung auf dem Mond erkennen konnte. Der Farbfehler - obwohl unübersehbar - hat dabei kaum gestört; meinen "Fringe Killer" und den "Kontrastbooster" habe ich im Okularkoffer gelassen. Epsilon Bootis (m = 2,5 und 4,9; d = 2,9") konnte ich mit dem Kometensucher trotz des erheblichen Helligkeitsunterschieds der beiden Komponenten ganz leicht und weit trennen. Da "geht noch viel mehr"! Bei "doppelt aufgehelltem" Himmel (durch die Lichter der Stadt München und durch den Mond) habe ich außerdem M 13 beobachtet. Den besten Anblick bot der Kugelsternhaufen bei 171-facher Vergrößerung (Okular Pentax XW 3,5 mm). Dabei war M 13 bei indirektem Sehen hell, brillant und mit vielen hauchzarten Einzelsternen zu sehen. Ich freue mich schon auf das zweite Halbjahr, wenn die zahlreichen schönen offenen Sternhaufen "Saison haben". Dann wird dieser Großfeldrefraktor seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt! Im Übrigen zeigte der Kometensucher beim Test am hellen Stern bei 150-facher Vergrößerung intra- und extrafokal kreisrunde Beugungsscheibchen, die - bis auf den sich intra- und extrafokal unterschiedlich auswirkenden Farbfehler - praktisch identisch waren. Im Fokus war ein hartes, helles Beugungsscheibchen mit blauviolettem Halo zu sehen. Bei Sternen geringerer Helligkeit war der Farbfehler dagegen nicht wahrnehmbar. Der Ronchitest ergab absolut gerade und parallele "Zaunlatten" - auch bei der genauesten Einstellung (Beschränkung auf drei bis vier "Zaunlatten"). Die mechanische Qualität des Refraktors kann man unter Berücksichtigung des sehr günstigen Preises durchaus als "solide" bezeichnen. Insbesondere hat man den Okularauszug - der früher häufig kritisiert wurde - offensichtlich deutlich verbessert. Er ist für die visuelle Beobachtung im Grundsatz völlig ausreichend. Eine Mikrofokussierung wäre wünschenswert, kann jedoch bei dem äußerst niedrigen Preis des Instruments nicht erwartet werden. Eine entsprechende "Aufrüstung" durch einen Okularauszug mit "Dual Speed" ist aber bekanntlich ohne Schwierigkeiten möglich. Ein großer Vorteil des Refraktors ist neben der geringen Baulänge auch sein niedriges Gewicht, das einschließlich Rohrschellen und optionaler Prismenschiene nur 3,9 kg beträgt. Daher kann das Teleskop problemlos von einer leichten azimutalen Montierung mit Feinbewegungen in beiden Achsen getragen werden (zum Beispiel von der azimutalen Schwenkmontierung von GSO oder von der Vixen Porta). Mit einer solchen Montierung ist dieser Kometensucher ein ideales "Grab-and-Go-Teleskop". Fazit: Der Skywatcher Startravel 120/600 ist in mechanischer Hinsicht ordentlich verarbeitet und punktet darüber hinaus durch seine geringe Baulänge und sein niedriges Gewicht. Vor allem aber verfügt er über ein sphärisch ganz ausgezeichnet korrigiertes achromatisches Objektiv, das keinen Vergleich zu scheuen braucht. Zudem ist bei diesem Großfeldrefraktor das Preis-Leistungs-Verhältnis extrem gut. Sternfreundliche Grüße Ulrich Steffen |